Laurent Medelgi – Modern Jazz in Paris

Neben all den Risiken, welche eine Live Aufnahme mit sich bringt, ist es meiner Meinung nach die beste Möglichkeit ein Musikstück im Moment einzufangen. Eingefroren in der Zeit – für alle zur Freude.” 

Laurent Medelgi im Interview mit Dino Wurtinger

Wer an Pariser Jazz denkt, wird wohl Bilder von einem Cafe und einem Akkordeonisten nicht leugnen können.

Natürlich ist die Stadt zurecht bekannt und stolz für ihre Gypsy-Swing Tradition, aber auch hier lassen sich Musiker finden, welche sich dem „Contemporary Jazz“ verschrieben haben. 

Laurent Medelgi ist zwar gebürtiger Pariser, reiste aber nach New York, um sich ganz der amerikanischen Jazzmusik zu widmen. Er produzierte mehrere Alben und spielte live im Smalls, Bar55, Birdland und dem Bluenote. 

Zu seinen Mentoren zählen Gitarristen wie Mike Stern und Wayne Krantz. 

Weiterhin war er die gitarristische Besetzung in bekannten Broadway Musicals wie Shows Rent, Hairspray, Spring Awakening, The Wedding Singer und In the Heights. 

Nach seinen Erfahrungen in New York, kam Laurent Madelgi zurück nach Paris und gründete die Jazz Formation Mendeljazz Quartet. 

Es freute mich sehr den Ausnahmemusiker interviewen zu dürfen. 

Interview

Dino: Hallo Laurent, du zogst von Paris nach New York. Waren es Karriere-Gründe? Dachtest du, dass dieser Schritt dir helfen würde ein professioneller Musiker zu werden?

Laurent:  Ja, absolut. Ich hatte vorher einen guten Lauf in der britischen Szene, hatte bereits Verträge mit der New Wave Rockband Less Cargo. Aber nachdem die Band auseinander ging, wußte ich, dass mein nächster Schritt über den großen Teich sein würde. So packte ich meine Gitarre, meinen Amp – meine Freundin 😉 – und machte diesen großen Schritt. Leider muss ich sagen, dass meine ersten 6 Monate nicht leicht waren – ich war aber sehr bestrebt darin, meinen Wunsch, ein Leben von der Musik, in dieser Stadt zu erreichen. Meine Freundin hielt es aber nicht länger als 6 Monate aus ;-). 

Dino: Zu deinen Lehrern zählen Musiker wie Mike Stern und Wayne Krantz – Was konntest du von ihnen lernen?

Laurent: Ja, zwei unglaubliche Spieler und sehr unterschiedlich im Stil. Das erste was ich lernte, war ,dass es keine Abkürzungen gibt. Du musst viel Zeit investieren und dein eigener Stil wird sich langsam und allmählich entwickeln. Lerne die Dinge langsam und stetig. Mike brachte mir bei den Grundton jedes Akkordes zu singen, ganz gleich welchen verrückten Kram du über den Akkord spielst. Außerdem viele Bebop Pattern zu lernen, welche in Fleisch und Blut übergehen. 

Dino: Du nahmst einige Alben auf – darunter Live-Alben in der Smalls und 55-Bar. Was magst du an Live Alben. Ist da ein authentischeres Gefühl, welches du auf die Platte bringen kannst?

Laurent: Mehr authentisch? Ich bin mir nicht sicher. Ich denke auch ein Studio Album kann sehr authentisch sein. Das Publikum ist aber das, was es anders macht. Ich liebe die Schwingungen, welche ein Live-Publikum mir zurückgibt und die Reaktion meiner Band-Mitglieder. Live spielt man immer so, als wäre es das letzte was man tun würde. Neben all den Risiken, welche eine Live Aufnahme mit sich bringt, ist es meiner Meinung nach die beste Möglichkeit ein Musikstück im Moment einzufangen. Eingefroren in der Zeit – für alle zur Freude. 

Dino: Du hast auch bei Broadway-Shows mitgewirkt. Wie bist du an dieser Jobs gekommen und hat dir die Erfahrung Freude bereitet?

Laurent: Ja das habe ich sehr. I wurde von einem befreundeten Musiker empfohlen, welcher mit dem derzeitigen Gitarristen von Rent spielte. Ich schaute es mir an und ich dachte es wäre eine tolle Erfahrung dabei zu sein. Sehr nervenaufreibend ist es aber auch, wenn du ohne Probe im vollen Theater erscheinst –  als Aushilfe für den Hauptgitarristen. Aber ich mag die Herausforderung und versuche auch weiterhin so viel wie möglich im musikalischen Theater zu arbeiten. Diese Theater haben einige der besten Musiker und Dirigenten der Welt – Was ich dort lernen konnte ist unbezahlbar. Außerdem konnte ich von all den großartigen Gitarristen lernen, welche ich vertreten durfte. Nebenbei schreibe ich auch gerade selber an einem Musical mit einem Freund aus New York.

Dino: Du zogst von Paris nach New York und zurück von New York nach Paris. Wie unterscheidet sich die Jazzszene von New York mit der in Paris? Was magst du und was nicht?

Laurent: Ich wurde von einer Show aus Deutschland angeworben namens “India”. Ich bekam den Job und ich dachte es wäre somit Zeit zurück nach Europa zu kommen und hier die Musikszene zu erkunden. Außerdem gab es auch familiäre Gründe. Ich dachte, dass ich mit meinen Erfahrungen überall auf der Welt arbeiten könnte – aber ich habe mich sehr getäuscht. Das bringt mich auch zu deiner zweiten Frage. New York ist sehr offen im Gegensatz zu Paris. In New York bekommt jeder Mensch eine Chance zu spielen und zu glänzen. Ganz egal woher du kommst und welchen Stil du spielst. Wenn du gut bist bekommst du deine Chance! Ich liebe das und vermisse es jeden Tag. In Paris geht es viel darum wen du kennst und wen nicht. Eine eingeschworene Gruppe von vielleicht 50 Leuten, welche entscheiden wer “Hot” ist und wer nicht ist. Ich hörte es schon oft, dass wenn du in Frankreich erfolgreich sein willst, musst du erst einen Hit in einem anderen Land haben. Auf der anderen Seite ist hier eine tolle Kultur, Museen, Fashion, Gastronomie und ein hoher Lebensstandard. Die Franzosen genießen und sind nicht immer nach dem Geld her. Ich respektiere das und weiß unser größtes Geschenk ist unsere Zeit. Man muss sie weise nutzen.

Dino: Unterrichtest du auch oder ist Live spielen und Producing dein einziges Pferd im Stall?

Laurent: Ich unterrichte eher selten. Nicht, dass ich es nicht mögen würde – aber ich glaube ich spiele einfach lieber live und mache Musik. Ich mag es auch für andere talentierte Künstler zu schreiben und zu arrangieren, wie für den Musiker Jae Ordon – unsere letzte Zusammenarbeit war mit Musikern von Steely Dan, Larry Carlton, Michael McDonald. Wir nahmen in Nashville auf mit Keith Carlock an den Drums. Ich muss zugeben, dass Musik etwas mystisches für mich hat. Lass uns eine Sekte gründen! – nur Spaß …

Dino: Was sind deine aktuellen Projekte? Was werden wir in Zukunft von dir hören?

Laurent: Ich habe eine Band in Paris namens “The Mendeljazz Quartet”, zeitgenößischer Jazz mit ausschließlich Eigenkomposition. Im Stile ähnlich wie Jonathan Kreisberg, Mike Moreno oder Kurt Rosenwinkel. Unsere neue CD “Versalture” erscheint im November 2021. Außerdem planen wir eine Tour durch die USA. Es wird aber mit Auftritten in Frankreich eröffnet. Wir sind auch offen für Auftritte durch Europa. Der digitale Reales wird der 15. Oktober 2021 sein.

Weiterhin könnt ihr meine bisherigen Alben hören.
https://www.zorojazz.com/discography

Diverses – 10 köpfige Band mit Bläsern und Streichern

Circles – Live in der 55Bar

Yesternow – The Mendeljazz Quartet (Paris)

Jacaranda Jazz – The Mendeljazz Quartet (Paris)

E.S.P.Riens –  E.S.P.RIENS (NY) (D&B with Duane Eubanks on Tr. and Brian Charette on Keys)

Außerdem plane ich ein Straightahead Jazz Trio mit viele Gästen aus aller Welt – Sänger, Bläser, Violine – es wird ein Doppelalbum – Laurent Madelgi Standard Trio.

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